Lehrerinnen haben verschiedene Sammlungen für Notleidende in der Ukraine initiiert. In der Schule stapeln sich die Kartons. Die Transporte ins Kriegsgebiet sind bereits organisiert. Erste Hilfsgüter sind angekommen.
Die Klasse BKW12 hat mit ihre Lehrerin Daniela Wenger (Zweit rechts) Spenden für Tiere in de Ukraine gesammelt. Die Pfoten Stockach transportiert die Spe nach Mengen, Helfer der Tierre Oberschwaben bringen sie dan Ukraine. | Bild: Claudia Ladwig
VON CLAUDIA LADWIG
Am Stockacher Berufsschulzentrum (BSZ) werden Klassenzimmer derzeit zu Warenlagern umfunktioniert. Lehrer und Schüler engagieren sich für die Ukraine und unterstützen verschiedene Hilfsorganisationen. Damit wollen sie sowohl den Menschen als auch Tieren im Kriegsgebiet helfen.
Lehrerin Sylwia Wasniowski hat einen Spendenaufruf vor allem für Frauen und Kinder, die noch in der Ukraine sind, gestartet. Mit dem Hinweis: „Alleine kann man wenig ausrichten, das geht nur zusammen. Wir sammeln Windeln, Hygieneartikel, aber auch Essen.“
Teil von gleich zwei Hilfsaktionen
Sie bat im Kollegium um Unterstützung. Viele Kollegen wollten spenden, aber auch beim Sortieren und Wiegen der Spenden helfen. Am kommenden Samstag werden freiwillige Helfer der Schule die Waren verpacken. Sylwia Wasniowski ist nicht nur Lehrerin am BSZ, sondern auch Mitglied der Polnischen Katholischen Mission Singen. Sie erzählt, dass in der katholischen Kirche St. Bartholomäus in Rielasingen ebenfalls Spenden gesammelt werden.
Lehrerin hat Transport gemeinsam mit Mann organisiert
Den Transport der beiden Sammlungen hat die aus Polen stammende Wasniowski gemeinsam mit ihrem Mann organisiert. Stabile Verpackungskartons haben sie von einer Hilzinger Firma gestellt bekommen. Wann genau der Transport startet, hängt vom Spendenvolumen und dem Transportunternehmen ab. Wasniowski sagt: „Alles wird bis nach Lublin transportiert. Von dort aus werden die Lastwagen direkt in die Ukraine fahren.“ Lublin ist die Hauptstadt der gleichnamigen polnischen Provinz, die im Osten an Belarus und die Ukraine angrenzt. Das Ehepaar arbeitet für die Hilfsaktion mit dem Instytut Andersa zusammen, dessen Mitarbeiter die Hilfsgüter in die Ukraine bringen. Die Lehrerin hofft, dass alles gutgeht und die Spenden möglichst schnell zu den notleidenden Menschen kommen.
Beeindruckt von der Spendenbereitschaft
„Der Krieg in der Ukraine beschäftigt uns alle sehr und es ist unglaublich, wie groß die Spendenbereitschaft im Kollegium und auch bei der Schülerschaft ist“, berichtet Schulleiterin Saskia Metzler beeindruckt. Für sie war sofort klar, dass das BSZ die Aktion unterstützen wird. „Ich bin bei allem dabei“, sagte sie auch, als die Kollegin Daniela Wenger mit ihrer Idee auf sie zukam. Die Lehrerin engagiert sich in Zusammenarbeit mit der Pfotenhilfe Stockach und der Tierrettung Oberschwaben für geplante Hilfstransporte für Tiere. Gemeinsam mit ihrer Klasse BKW12 sammelte sie Tiernahrung, Trinkgefäße, Wasserkanister, Zubehör und Verbandsmaterial.
In dem Raum, aus dem eigentlich das Schulradio des BSZ Stockach sendet, werden derzeit Spenden für Menschen in der Ukraine gesammelt. Die Lehrerin Sylwia Wasniowski (links) hatte unmittelbar nach Kriegsbeginn dazu aufgerufen. Schulleiterin Saskia Metzler (Mitte) unterstützt diese Aktion ebenso wie die Spendensammlung für notleidende Tiere in der Ukraine, die von Lehrerin Daniela Wenger angestoßen wurde. | Bild: Claudia Ladwig
Thema Krieg im Unterricht
Lehrerin Daniela Wenger erzählt, dass sie ihre Schüler zum Tierhilfeprojekt hingeführt habe. Die Schüler hätten auch von sich aus gefragt, ob auch an die zurückgelassenen Tiere gedacht werde. Sie habe dann die Verbindung zu Tierschutzorganisationen hergestellt. Schulleiterin Saskia Metzler bestätigt, dass sowohl im Ethikunterricht als auch in Geschichte und Gemeinschaftskunde über den Krieg gesprochen werden könne. Man müsse allerdings sensibel vorgehen, da an der Schule Jugendliche mit russischen, ukrainischen und auch polnischen Wurzeln seien. „Wir fragen in den Klassen, ob das Thema besprochen werden soll, denn für manche ist es dann zu nah.“ Am wichtigsten sei es, keine Ressentiments gegen russische Schüler aufkommen zu lassen. „Die Anteilnahme der Schüler ist groß, ebenso das Mitgefühl für die Menschen, die ihre Tiere in der Heimat zurücklassen mussten“, sagt sie. Mitglieder der Pfotenhilfe Stockach holen die gespendeten Artikel ab und bringen sie nach Mengen. Von dort aus werden Helfer der Tierrettung Oberschwaben alle Spenden in die Ukraine fahren.
Auch Externe können spenden
Weil im Schulsekretariat immer wieder telefonische Anfragen kommen, ob auch Externe sich an den Spendenaktionen beteiligen könnten, hat die Schule einen Rollcontainer in den Eingangsbereich gestellt. „Da können die Leute ihre Sachen einfach ablegen. Wir sortieren sie dann“, erklärt die Schulleiterin. Sie würde auch weitere Sammelaktionen unterstützen. Man müsse jetzt zunächst abwarten, was vor Ort benötigt werde und was die Menschen am dringendsten brauchen könnten. Vermutlich werde es auf Geldspenden hinauslaufen, wenn die Menschen erst einmal mit dem Wichtigsten versorgt seien, glaubt sie. An den beiden Projekten für Menschen und Tiere werde sich das BSZ definitiv weiter beteiligen, sagt Metzler.
Warme Kleidung vom Bodensee in der Ukraine
Bereits vor ein paar Tagen hatte Lehrerin Christine Angele von der Spendenaktion der Mutter einer ehemaligen Schülerin erfahren, die warme Kleidung und Hygieneartikel für die Ukraine sammelt. Angele packte sofort Pullover, Mützen, Schals, Jacken und Mäntel in Säcke – darunter auch Kleidungsstücke, die sie gerade selbst noch getragen hatte.
„Das brauchen die Menschen in der Ukraine jetzt dringender als ich“, sagt sie. Einige Kolleginnen haben es ihr gleichgetan. Auch Agathe Beirer, die Frau des verstorbenen früheren Schulleiters Karl Beirer, hat sofort zugesagt, Sachen ihres Mannes zu spenden. Die warme Kleidung vom Bodensee dürfte mittlerweile schon in der Ukraine angekommen sein.
Quelle: Südkurier (externer Link)